hr-iNFO Büchercheck: Villa Metaphora von Andrea Camilleri

hr-iNFO Büchercheck: Villa Metaphora von Andrea Camilleri

27.08.2015

Der 62jährige Andrea de Carlo gehört seit den 80ern zu den bekanntesten zeitgenössischen Schriftstellern Italiens. Vor drei Jahren erschien sein 17. Roman: „Villa Metaphora“. Gerade ist die deutsche Übersetzung erschienen.
hr-iNFO Bücherchecker Frank Statzner hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Andrea de Carlo erzählt, wie Menschen, die fast alles im Leben schon haben, auf einer kleinen Vulkaninsel in eine lebensbedrohliche Situation kommen und sich dabei mehr oder weniger verändern. Tari heißt die Insel im Mittelmeer, fast schon in Afrika. Eine Seite gilt als unbewohnbar wegen des harschen Klimas. Aber ein Haus gibt es dort, die Villa Metaphora. Erbaut von einem exzentrischen Baron, hat sie ein weltweit erfolgreicher Architekt in ein Luxusresort umbauen lassen. Der ultimative Urlaubskick sozusagen. Für die Superkultivierten, Superreichen, Superberühmten, die alles andere schon gesehen haben. Am Tag der Eröffnung kommen sie und alle bringen ganz spezielle Probleme mit. Die Situation wird von Tag zu Tag albtraumartig schwieriger. Das Boot, das einzige Transportmittel, geht kaputt, das Wetter wird schlechter, der Strom fällt aus, die Erde bebt, der Vulkan bricht aus. Ein apokalyptisches Chaos, die Menschen ganz klein.

„Die Vibration explodiert mit solchem Getöse, dass man es nur als erschütternden, zerrüttenden, dröhnenden akustischen Schock empfinden kann. Im selben Augenblick reißt der schwarze Himmel auf, verwandelt sich in flammend rote, orange, gelbe, weiße Glut, die aufsteigt, sich ausbreitet und in roten, orangen, gelben, weißen Streifen wieder herunterfällt, gefolgt von einem FFFZZZKKKZZZFFFFZZZZZZZZZ, das sich rundherum ausdehnt wie das Zischen einer riesigen Pfanne.“

Wie ist es geschrieben?
Die Villa ist ein geschlossener Ort. Ein literarisches Setting, das ermöglicht, Menschen wie in einer Laborsituation zu zeigen. 7 Tage dauert die Handlung. Getrieben von den Ereignissen fließt die Erzählung ständig linear weiter, aber pro Kapitel wechselt die Perspektive zwischen den Protagonisten und damit auch die jeweilige Sprache. Die Personen gewinnen so an Kontur. Eine imaginäre Erzählerfigur sorgt für Hintergründe und Zusammenhalt.

Wie gefällt es?
De Carlo entwickelt seine Charaktere genau und liefert eine messerscharfe Milieukritik mit Witz, Ironie, Satire und einigen Kuriositäten. Große Unterhaltung und eine Ohrfeige für alle, die sich selbst zu wichtig nehmen.

hr-iNFO

26,00 € inkl. MwSt.
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Leinen, 1088 S.
Sprache: Deutsch
Diogenes Verlag AG
ISBN: 9783257069389